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Montag, 13. Februar 2012

DIE GESCHICHTE VON VALTRA







Ein Rückblick auf mehr als ein halbes Jahrhundert landtechnische Fortschrittsgeschichte 


Die Väter der ersten Traktorproduktion im finnischen Jyväskylä hätten sich 1951 wohl kaum träumen lassen, dass aus ihren neu entwickelten Prototypen 60 Jahre später ein weltweit vernetztes, stetig innovatives und gleichzeitig der soliden Qualität verschriebenes Unternehmen entstanden ist, das sich zum unangefochtenen Marktführer Skandinaviens, zum zweitgrößten Schlepperhersteller Südamerikas und mittlerweile auch zu einer festen Größe am deutschen Markt entwickelt hat.


Der Anfang:  wie Schwerter zu Pflugscharen wurden


Die Firmengründung im April 1951 basierte auf der staatlichen, finnischen Rüstungsindustrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Gewehr-, Minen- und Flugzeugmotorenfabriken zu einem Traktorenwerk vereinigt, womit ein wichtiger Beitrag zum zivilen Wiederaufbau geleistet wurde. Der Name der neu entstandenen Schlepperfabrik ist Zeuge der historischen Entstehung: die Gewehrfabrik VALtion METallitehtaat wurde kurzum in VALMET Corporation umbenannt.
Unmittelbar nach der Firmengründung wurde in Jyväskylä mit der Produktion 10 neuer Prototypen begonnen. Damit war schon im Gründungsjahr der erste serienmäßige Valmet-Traktor geboren. Nummer 9 dieser ersten Reihe können Sie übrigens heute in der Werksanlage Suolahti besichtigen. Die Spuren der Vergangenheit waren in diesen ersten Traktoren kaum zu übersehen: Der Teil des Fahrgestells zwischen Kupplung und Getriebe wurde beispielsweise aus einem Stück Kanonenlauf gefertigt. 


Mit Volldampf aus den Startlöchern


Die durchweg positiven Reaktionen der Landwirte, die für einen Test der ersten Valmet- Traktoren engagiert worden waren, motivierten die junge Firma ihre Produkte schnellstmöglich einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und mit der allgemeinen Markteinführung nicht länger zu warten. Der Klassiker dieser Anfangsjahre war der  Valmet 15 (A-Modell). Dieser befriedigte die große Nachfrage nach kleinen Traktoren, die das Pferdegespann ersetzten. Der verwendete Viertakt-Vierzylinder Vergasermotor, der mit Petroleum betrieben, jedoch mit Benzin gestartet wurde, hatte bei 1,5 Litern Hubraum eine Leistung von etwa 15 PS und 2000-2200 U/min. Mit einer Magnetzündung und stehenden Ventilen war die Bauart denkbar simpel; auch waren das Lenksystem und der Kraftheber dieses ansonsten sehr leichten Traktors (ca. 780kg) noch rein mechanisch. 


Trotz steigender Verkaufszahlen (1955: Auslieferung des 3000. Schlepper) wurde immer häufiger die niedrige Motorleistung beklagt. Innovationsantrieb waren freilich auch die Wettbewerbstraktoren: 
Ferguson konnte schon auf 20 PS und ein hydraulisches Hubwerk verweisen. Neben diesem offensichtlichen Optimierungspotenzial konzentrierte sich Valmet – den Anforderungen der Zeit entsprechend – auf die Entwicklung eines eigenen Dieselmotors, der wesentlich verlässlicher und wirtschaftlicher sein sollte als der bis dahin verwendete Vergasermotor. Die damit verbundenen technischen Fragen löste Valmet, rückblickend betrachtet, sehr zukunftsfähig: Man entschied sich von vorne herein für eine Direkteinspritzung, außerdem gegen die zur damaligen Zeit populäre Luftkühlung und schließlich für eine Dreizylinderlösung, in der man gute Erweiterungsmöglichkeiten für die Zukunft sah. Die Summe dieser wegweisenden Entwicklungen fand sich im neuen Valmet 33D wieder, der als erster schnell drehender Dreizylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung, einer Motorleistung von 37 PS bei 2000 U/min und einem Hubraum von 2,69 Litern eine absolute Marktneuheit darstellte. Das Getriebe zeichnete sich durch sechs Vorwärts- und zwei Rückwärtsgänge aus, was die damaligen Mitwettbewerber deutlich übertraf. Die gesamte Traktorbauweise war unkompliziert, der Kraftstofftank befand sich bereits im Traktorrumpf und die dadurch große Bodenfreiheit mit glatter Unterseite sind auch heute noch Verkaufsargumente erster Klasse.


Technische und geographische Expansion


Gegen Ende der 50er Jahre wurden weitere technische Änderungen durchgeführt und das Modell Valmet 359 D auf den Markt gebracht. Dieser moderne, unkomplizierte und relativ einfach herzustellende Traktortyp überzeugte die brasilianische Regierung 1959, dem jungen finnischen Schlepperhersteller den Zuschlag für Produktion und Eröffnung einer Fabrik in Brasilien zu geben. Die Präsenz und der Erfolg, den die Markteinführung in Brasilien mit sich brachte, vergrößerte das weltweite Ansehen und die Bekanntheit der Valmet Schlepper enorm. Damit erwies sich die damals mutige und risikoreiche Entscheidung, ein Werk auf der anderen Seite der Erde zu gründen, als goldrichtig: Valtra do Brasil ist heute ein zentraler Bestandteil der Marke Valtra.


In Finnland führte die anhaltende Produktionssteigerung Ende der 1960er Jahre unweigerlich dazu, dass die bisherige Fertigungssituation überdacht werden musste. Die Lösung war eine Verlagerung der Fertigung (1969) in das deutlich größere Werk nach Suolahti, von wo aus nach wie vor die meisten europäischen Valtra-Traktoren ausgeliefert werden.  


Die weitere Expansion wurde durch den Ankauf des Volvo BM Traktorenbereichs 1979 vorgezeichnet. Valmet profitierte von den europäischen Vertriebsstrukturen der Volvo BM und konnte so neben einer schnellen und beständigen Marktführerschaft in Skandinavien seine Marktanteile sowohl in Europa als auch auf dem Weltmarkt vergrößern. In der ersten gemeinsam produzierten Traktorbaureihe Volvo BM Valmet 05, die 1982 ausgeliefert wurde, kam es zur fruchtbaren Vereinigung traditionsreicher schwedische Industriekompetenz und finnischer Ambition.


Neben der Markteinführung Deutschland, brachte das Jahr 1991 mit der Präsentation der Mezzo 6000er und der Mega 8000er Serie eine gewaltige Aufwärtsentwicklung und damit den absoluten Durchbruch für Valmet im nicht-skandinavischen Europa. Die bis heute relevanten technischen Errungenschaften sind etwa optimale Gewichtsverteilung, Turbokupplung, Lastschaltung, 40km/h, Klimaanlage, EHR-Autocontrol, Rückfahreinrichtung, eine großräumige und geräuscharme Kabine, sowie große Bodenfreiheit und eine glatte Unterseite für beste Voraussetzungen im schwierigen Forsteinsatz. 


Der Umbenennung in Valtra ging eine Neuorganisation der Besitzstandsverhältnisse voran: Drei Jahre nachdem Valmet 1994 mit dem finnischen Fahrzeughersteller SISU (heute AGCO Sisu Power) fusionierte, vereinigte sich 1997 SISU seinerseits mit dem Großunternehmen Partek AG. In der neu entstandenen Aktiengesellschaft stellte die Traktorenfabrik Valmet den 100% Eigentümer und um diese wichtige Rolle zu unterstreichen, folgte die Umbenennung in VALTRA, abgeleitet von VALmet TRAktors.


Die Aufnahme in die AGCO Corporation mit Sitz in Duluth, Georgia (USA) ist die vorerst letzte Etappe der Valtra Unternehmensgeschichte. Seit 2004 ist Valtra Mitglied der AGCO-Familie und hat damit die Unterstützung eines der weltweit größten Landtechnikkonzerne. AGCO ist Weltmarktführer in Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Landmaschinen sowie entsprechender Ersatzteile und bietet als sog. Fulliner unter verschiedenen Marken ein komplettes landtechnisches Produktprogramm an. 


Die positive aktuelle Situation ist das Resultat beständigen Fortschritts: Valtra entwickelt, produziert und vermarktet Traktoren in mittlerweile über 75 Länder; modernste Fertigungsanlagen befinden sich in Suolahti (Finnland), Mogi das Cruzes (Brasilien); das Motorenwerk AGCO Sisu Power (ein früheres Tochterunternehmen von Valtra) in Nokia/Linnavuori (Finnland). 
Aktuell beweist die neue S-Serie, ausgestattet mit dem 8,4 CTQA-4V AGCO Sisu Power Motor mit bahnbrechender SCR-Technologie und dem robusten, praxisbewährten und leicht zu bedienenden AVT-Getriebe (AGCO Variable Transmission) höchstentwickelte Technologie. Neben der hohen technischen Innovation steht die Individualität eines jeden Kunden im Mittelpunkt der Valtra Philosophie – deshalb werden Valtra Traktoren grundsätzlich in individueller Auftragsfertigung hergestellt, denn nur so kann spezifischen Kundenanforderungen bestmöglich begegnet werden. 




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